Das erste drittel meines Aufenthaltes ist vorbei und ich habe schon einiges erlebt. Die Arbeitsweise des „Metro Ambulance Service“ konnte ich schon intensiv kennengelernt. Mit diesem Zwischenbericht möchte ich meine persönliche Meinung und Eindrücke festhalten.
Ein markanter Unterschied den ich schon relativ bald erkannt habe, ist die sehr viel einfachere und „rohere“ Arbeitsweise. Dies beginnt schon beim einfachen antreffen des Patienten. Durch die Erschwernise das viele Patienten Schwarz sind, andere Sprachen sprechen und ein anderes Ausbildungsniveau haben, beschränkt sich das befragen und „unterhalten“ auf ein Minimum. Zum Beispiel bei einer Verlegung, wird nicht viel erklährt oder besprochen, man wartet den Bericht des Arztes oder Pflegepersonal ab und dann wird gearbeitet.
Andere Länder andere Sitten
Verlegungen dauern ewig, meist ist noch nichts vorberietet, der Patient weis gar nicht recht was los ist, die eine Krankenschweister ist nicht zu ständig, man muss zuerst jamanden rufen. Es wird sich Zeit gelassen, ein Schwatz hier oder eine Disskusion da, es hat ja keine Eile. Die Hektik die wir in der Schweiz aufkommen lassen ist hier schon gar nicht vorhanden, egal ob es sich um einen stabilen oder auch unstabilen Patienten handelt.
Meistens ist Geld knapp (ausser in den privaten Kliniken), so waren an einem Abend im ganzen Krankenhaus keine Papierhandtücher verfügbar. Aus diesem Grund lassen sich viele nicht präklinische (auch klinische) Massnahmen schon gar nicht ausführen. Seien es Medikament für eine genügende Schmerztherapie, oder Reinigungsmassnahmen nach einem Einsatz, und vieles mehr. Nach einer Reanimation die wir hatten, konnte der Paramedic die verbrauchten Medikament nicht ersetzen, da die Ausgabe nur zu Bürozeiten ist. EKG-Elektroden waren keine mehr in Reserve vorhanden!
Die Arbeit beschränkt sich auf das nötig minimum. Hygiene in den öffentlichen Krankenhäusern, ist mangels Wissen oder nötiger Möglichkeiten eher selten anzutreffen. Patienten warten, wenn es nicht absolut akut ist, unterumständen Stunden bis sie behandelt werden. Ein Patient der stark blutet oder kreislauf mässig instabil ist, haut niemanden vom Hocker.
Andere Arbeitsweise
Es lässt sich beobachten das die Arbeit der Rettungsdienste auf das nötige beschränkt ist. So heisst es meistens Volumentherapie, Immobilisation, Atmung sicherstellen und dann ab ins Krankenhaus, ein „bischen Schmerzen das ist auszuhalten“. Dies alles lässt sich darauf zurückführen, dass die nötigen Ressoursen nicht vorhanden sind. Sei es Geld, Material, Ausbildung, Interesse oder einfach die Zeit. Betreuung von Angehörigen, Bequemlichkeit des Patienten oder andere Stichwörter sind nicht von priorität und deshalb auch nicht relvant.
Ich werte all diese Tatsachen nicht als minderwertig oder schlecht, es sind Fakten. Im Gegenteil ich habe grossen Respekt von all diesen, die die Arbeit trotzdem geduldig und so gewissenhaft wie möglich ausüben. Ich habe bis jetzt noch niemanden jammern, oder resigniert sagen hören man könne so nicht arbeiten. Auch wenn ich erzähle wie es bei uns läuft, was wir für Möglichkeiten wir haben, so heisste es meistens: oh, ist interessant, toll, wir haben dies halt alles nicht, aber wir schaffen unsere Arbeit trotzdem.
Natürlich gibt es Momente wo der fachliche Aspekt fraglich erscheint. Berücksichtigt man aber all die erwähnten Umstände und Einflüsse so ist das alles relativ. Einen Perfektionismus erreichen zu wollen (wie wir Schweizer) ist gut und lobenswert, aber ich denke eine gute, gewissenhafte Arbeit ist genau so viel wert. Wobei das eine nicht das andere miteinschliesssen muss/kann.
All unsere sogenanten Probleme, oder unbeliebten Arbeiten im „täglichen Geschäft“, erscheinen mir nach den Erfahrungen der ersten Wochen klein und bedeutungslos. Ich bin froh dies alles zu erleben, das fachliche wie auch die persönliche Erlebnisse und hoffe all die Eindrücke noch lange so präsent zu haben. Ansonsten habe ich immer noch meine Website die mich wieder daran erinnern wird.